AURA

Unter dem Begriff Stereofonie (eigentlich: zweikanalige Stereofonie) sind heute mehrere Aufnahmeverfahren vereinigt, die eigentlich nicht miteinander vereinbar sind. Wir unterscheiden Intensitätsstereofonie, Zeitdifferenzstereofonie und mehrere Arten Äquivalenzstereofonie (ORTF, Jecklin, Kunstkopf). Das hat seine Ursache in fehlenden Definitionen. Klar definiert ist die Abhörposition durch ein gleichseitiges Dreieck, gebildet aus zwei Lautsprechern und dem Hörer. Kopfhörer sind nicht definiert. Problematisch ist die übliche Umwandlung zwischen Links-Rechts-Signalen und Mitte-Seiten-Signalen:

Für alle Aufnahmeverfahren mit eingeprägter Zeitdifferenz sind die Signale L und R nach Umwandlung in M und S und Rückumwandlung nicht mehr identisch. Auch ist die einwandfreie Bildung eines Monosignals durch den mit der Spaltfunktion beschriebenen Kammfiltereffekt bei der Summierung nicht möglich. Das beeinträchtigt ihre Verwendung bei Rundfunk und Fernsehen.

Obwohl es sich bei dem hier behandelten Aufnahmeverfahren eigentlich um ein Verfahren der äquivalenzstereofonie handelt, wird "AURA" als neues Verfahren eingeführt mit eigenen Definitionen:
Die alte Definition der Abhörposition hat sich als nicht zweckmäßig herausgestellt. Die meisten Tonmeister benutzen einen größeren Abhörwinkel als +/- 30 Grad. Daher wird für Lautsprecherwiedergabe eine Position der Lautsprecher von +/- 45 Grad vor dem Kopf definiert. Zudem soll Kopfhörerwiedergabe gleichberechtigt sein, wenn auch die Höreindrücke nicht identisch sind. Die Umwandlung der Links-Rechts-Signale in Mitte-Seiten-Signale während des Produktionsprozesses oder der übertragung ist für das Aufnahmeverfahren AURA ausgeschlossen. Eine Monosummenbildung ist ausgeschlossen.
Die in der Aufnahme enthaltenen Signale müssen mit einer noch festzulegenden Toleranz in ihrer Laufzeitdifferenz und Pegeldifferenz den allgemeinen Richtungsmustern folgen. Das ist die grundsätzliche Definition des Aufnahmeverfahrens AURA. Diese "allgemeinen Richtungsmuster" sind in der "subjektiven Akustik" beschrieben. Das Hauptmikrofon und die PanPots müssen diese Funktion erfüllen. Mit anderen Aufnahmeverfahren hergestellte Aufnahmen dürfen nicht zugemischt werden, wenn die Eigenschaften erhalten bleiben sollen. Das gilt besonders für Aufnahmen der Intensitätsstereofonie und Aufnahmen von Einzelmikrofonen, die über ein übliches PanPot, bei dem die Richtungseinstellung allein durch Pegeldifferenzen erfolgt, in das Klangbild eingeordnet werden sollen.

AURA benötigt also ein Hauptmikrofon, dessen Ausgangssignale den allgemeinen Richtungsmustern folgen. Das könnte vielleicht ein Kunstkopf sein, da die Richtungsmuster sich aus der Kopfgeometrie ableiten. Das Problem des Kunstkopfes ist die Klangfärbung der Aufnahme, sein Frequenzgang, der sich nicht völlig korrigieren läßt, da er für verschiedene Aufnahmewinkel unterschiedlich ist. Weiter unten wird ein Hauptmikrofon beschrieben, das dieses Problem nicht hat. Für die meisten Aufnahmen müssen aber noch Einzelmikrofone zugemischt werden. Soll das Klangbild nicht zerstört werden, muß ein PanPot mit besonderen Eigenschaften benutzt werden, wie es im entsprechenden Abschnitt beschrieben wird.

Das Ziel dieser ganzen Mühe ist ein Klangbild mit einer großen räumlichen Tiefe, die sich aus dem Originalraum ableitet, verbunden mit einer guten Richtungsabbildung.



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